englisch Die Kunst der frohen Botschaft franz

Die Kunst unserer Zeit scheint sich langsam von den Dämonen der "reinen Form" zu trennen, von der Idee, daß die Wirklichkeit des Bildes aus reinem Geiste her abzuleiten ist und als Konstruktion ein neues Absolutum darstellt, das über jede Schöpfung erhaben ist.

Die Kunst als Heimat, als die Kunstreflexion schlecht- hin, als Propaganda, als Provokation des Bourgois gegenüber, die Kunst als eine bissige Ironie, die der bedrohlichen Wirklichkeit trotzt, die überall Gefahren entdeckt und ihnen zu entgehen versucht, indem sie sich eigene Welten schaffte, die Kunst als Protest oder als Schrei der Verzweiflung;die Kunst, die eines Kodes bedarf, der aber mit dem Kontext der Zeit, die vergeht, unwiderruflich verloren geht.

gefr.agaven

Wenn man heute in der letzten Ausgabe der Propyläen Kunstgeschichte blättert, dem Band 13, der die Geschichte der Kunst der letzten 50 Jahre bis etwa 1975 darstellt, so findet man dort keinen Ansatzpunkt für die Kunst Peter Gerlachs. Peter Gerlach und seine Kunst, die einer immensen Faszination für die Welt der Realität Ausdruck gibt, ist auch nicht mit ihrem Wesen, das der Wirklichkeit zu entgehen versucht indem es die Kunst zum ewigen Konstruieren verurteilt. Auch nicht im "Konstruieren" Hegt der Sinn der Kunst von Peter Gelach, sondern im "Ent-decken" und im "Offen-baren" . Der Künstler baut keine "neuen Welten" in die er flüchtet- in dem Glauben, dort eine neue Heimat finden zu können und in denen so viele Künstler eine neue Gefahr erblickt haben. Mit dem Zauberlehrling- Mythos hat Gerlach wenig zu tun, da er sich als ein Bestandteil dieser Welt versteht. Auch diese Welt entdeckt er für uns und die Wahrheit dieser Welt will er uns offenbaren.

Das Konzept seiner Ausstellungen liegt darin, daß die großformatigen Bilder Gerlachs von seinen Graphiken kommentiert werden und damit die volle Spannweite seiner künstlerischen Aussage zum Ausdruck bringen.

NilsDie Graphiken unter- scheiden sich wesent- lich von den Bildern des Künstlers und zwar nicht nur in der Technik, im Farbton, in dem Format oder in der Atmosphäre. Im Bereich des Graphischen scheint Gerlach seine philo- sophische Reflexion über die Natur ihr lebendiges Prinzip und Wesen zum Ausdruck gebracht zu haben, um dann - schon gerüstet - uns in seinen Bildern die frohe Botschaft der Realität der Natur anschaulich zu vermitteln.

Auf diese Weise wird hier die merkwürdige Dialektik des menschlichen Gesprächs mit dem Natur- universum, mit dem ewig Lebendigen, dem ständig

Gebärenden verkündet, die sogar die Steine zu Knospen und die Felsen zum Schoß der Mutter-Erde verwandelt und die in dem Zusammenhang des inneren Geheimnisses mit der Freude des Offenbarten das Wesen des Lebens beschwört.

Die Graphik Gerlachs drängt also in das Innere der Natur, in die Wurzeln des Ur-Mythos, der in seiner Erscheinung -in den Bildern -die Begeisterung, den heiligen Enthusiasmus für das Sichtbare ertönen lässt. Getauft im Mythos, geht der Künstler an die Wirklichkeit heran, und so erst kann er sie als Freude und als Licht, als Leben und als Farbe erblicken und beschwören. Um jede Oberflächlichkeit und jede Verallgemeinerung vermeiden zu können, wählt Peter Gerlach für seine Betrachtung der Realität die Perspektive eines Teleobjektives, das die Tiefe aufhebt und die einzelnen Schichten aufeinander legt. So wird im Fragment die Fülle entdeckt, die das Wesen seiner Bilder ausmacht.

In den Bildern des Künstlers tauchen Techniken auf, die an die Collage denken lassen, an einige, dem Surrealismus eigene Kunstgriffe, an einiges, was den Hyperrealismus prägt. Doch nicht dieser Weg führt zum Verständnis von Gerlachs Werken. Da fehlt bei ihm das Lallen der zerstörten Welt einer echten Collage, das Unheimliche und Bedrohliche des Surrealismus und die Hölle des Unterbewussten. Was Peter Gerlach von dem Hyperrealismus trennt, ist wieder vor allem seine starke Abneigung gegen jede Entfremdung des Fragments. Seine Bilder demonstrieren ständig ihre Verbindung mit der gesamten Realität, die Realität der Natur ist. Der Bildrahmen schneidet sorgfältig Fraquemente heraus, um in ihnen den Sinn des Ganzen erblicken zu lassen. Wer das nicht versteht und eine Werke lediglich als Spiel betrachtet, der begreift auch nicht den mythisch-poetischen Inhalt der künstlerischen Botschaft Peter Gerlachs. Die Poesie, welche in dem Kleinsten sich offenbart, und das nur deshalb kann, weil sie deutlich als ein Teil der allgemeinen Poesie des integralen Universums der Natur erscheint, als die Wahrheit des Mikrokosmos.

torero

Der sanfte Realismus Peter Gerlachs versteht, alles Mögliche ins Bild zu rufen und es ,dann als Bekanntes, Vertrauliches, als Bestandteil der Heimat Natur zu definieren. Man glaubt auch an diese sanfte Welt, da man gleichzeitig erfährt, inwieweit Stein zum Bruder-Stein wird der Baum zum Bruder-Baum und der Fisch zum Verwandten des Menschen. Man erblickt auch in den Werken Gerlachs, wie sich sein Universum nicht nur auf das rein "Natürliche" begrenzt, wie auch das anscheinend Unlebendige die Werke des Menschen in ihrer Verlassenheit, dem Verlust ihrer Funktion, ihrem Weggeworfen-Sein doch an der allgemeinen Natur-Welt teilnehmen. Einmal durch menschliche Hand berührt, behalten sie das Leben für immer und wachsen in die Welt der Natur hinein. Die Kunst Peter Gerlachs geht den neuen Weg des heutigen Menschen, den uralten Weg, den Weg in die Urbereiche unserer vergessenen Heimat.

Dr.Andreas Billert Kunsthistoriker